Weder Fisch noch Fleisch: Die gesundheitlichen Folgen des Salzens

Viel salzen gilt gemeinhin als ungesund. Einem Video des TikTok-Kanals 'Holistisch Gesund' zufolge soll es sich beim Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nur um einen hartnäckigen Mythos handeln. Die Forschungslage ist alles andere als eindeutig.

Nicht nur Sojasoße und die Pommes vom McDonalds sind Quellen des Mineralstoffs. Ein Großteil des von uns verzehrten Salzes stammt aus Grundnahrungsmitteln wie Brot, Fleisch und Milchprodukten. Mitunter dadurch kommt es, dass laut WHO die meisten Menschen viel zu viel Salz konsumieren. Der Richtwert der Organisation liegt nämlich bei maximal fünf Gram täglich. Wie viel Salz dem Menschen wirklich gut tut, ist allerdings umstritten. Der TikTok-Kanal 'Holistisch Gesund' verweist etwa auf eine belgische Studie, derzufolge Wenigsalzer sogar häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben.


Salzmythen und voreilige Schlüsse

Es kann gleich gesagt werden, dass die Behauptungen in dem TikTok-Video, die sich auf wissenschaftliche Studien beziehen, richtig sind. Die belgische Studie von 2011 konnte kein signifikant erhöhtes Risiko für Bluthochdruck bei Vielsalzern (gemessen an der Sodium-Ausscheidung im Urin) feststellen. Unter den Versuchspersonen starben sogar jene, mit dem niedrigsten Salzkonsum, am häufigsten an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ebenso gilt die Arbeit von Lewis Dahl, der in den 60ern und 70ern, einen direkten Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Bluthochdruck festgestellt hat, schon lange als überholt.

Behauptungen, wie dass hoher Salzkonsum gesundheitlich unbedenklich sei, oder "je mehr Salz desto besser" sind trotzdem voreilig. Menschen, die bereits mit erhöhtem Blutdruck zu kämpfen haben, könnten diesen durchaus senken, indem sie weniger Salz zu sich nehmen. Zu diesem Schluss gelangten je eine Studie der Universität von San Francisco und der Tulane Universität in New Orleans unabhängig voneinander.


Widersprüchliche Forschungsergebnisse und individuelle Unterschiede

Generell erscheinen Forschungsergebnisse über die Risiken des Salzkonsums oft widersprüchlich. Zu der bereits erwähnten belgischen Studie gesellt sich eine des American Journal of Medicine, die herausfand, je mehr Sodium Versuchspersonen aßen, desto unwahrscheinlicher starben sie an Herzerkrankungen. Eine 2007 veröffentlichte Studie des European Journal of Epidemiology fand keinen Zusammenhang zwischen dem Sodiumgehalt des Urins und dem Risiko einer Herz-Kreislaul-Erkrankung. Die großangelegte INTERSALT Studie von 1988 mit über 10.000 Versuchspersonen aus 32 Ländern schloss "der gewohnheitsmäßige hohe Salzkonsum" wirke sich bevölkerungsweit ungünstig auf den Blutdruck aus.

Warum Studien zu so widersprüchlichen Ergebnissen gelangen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Eine heiße Spur könnte aber das Phänomen der Salzempfindlichkeit sein. Salzempfindlichkeit ist das individuell unterschiedliche Maß, in dem der Blutdruck einer Person auf die Salzufuhr reagiert. Sie hängt stark von den Genen aber auch vom Alter, dem Geschlecht, Blutdruck und der Gesundheit der Niere ab. Inzwischen liegen auch zahlreiche Studien vor, die bezeugen, dass der Blutdruck je nach Individuum sehr unterschiedlich auf Salzkonsum reagieren kann.

Max Hofstätter

Max hat über einen nichtlinearen Bildungsweg schließlich im Journalismus seine Leidenschaft gefunden. Erste Redaktionserfahrung als freier Mitarbeiter beim niederländischen Online-Magazin SvJMedia gesammelt. Für das Ressort Arts, Culture & Lifestyle Storytelling unter anderem Reportagen in Bulgarien produziert. War Praktikant bei tag eins und ist inzwischen stolzer Praktikant bei Context. Schreibt neben Artikeln derzeit seine Bachelorarbeit im Studiengang Journalismus und Medienmanagement an der FH Wien der WKW.

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